Großer Sigtryggstein

Der Runenstein, ursprünglich wohl ein bronzezeitlicher Schalenstein, wurde 1797 durch den Landmann Jürgen Meggers an der Furt zwischen dem Haddebyer und Selker Noor entdeckt. Hier führte ein alter Weg, von dem heute noch ein ganz flacher Damm erhalten ist, durch das Wasser. Offenbar kam dieser Weg aus dem Südtor von Haithabu. Der Stein war - ohne wesentliche Beschädigung der Inschrift - in zwei Blöcke zertrümmert oder eigentlich in drei, denn der jetzt in der Höhlung der Rückseite liegende Block wird doch wohl den (unbeschriebenen) oberen Teil der Rückseite gebildet haben. 

Der Stein wurde dann durch den Landgraf Carl von Hessen-Cassel im Park von Schloss Louisenlund - seiner Sommerresidenz an der Südseite der großen Breit der Schlei - im Halbrund eines Mauersockels aufgestellt. Dort befand sich bereits seit 1796 der Erik-Stein. Beide Runensteine gelangten 1902 als Leihgabe in den Besitz des Museums vaterländischer Altertümer in Kiel. Nachdem Schloss Gottorf in Schleswig seit 1948 des Schleswig-Holsteinische Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte beherbergte, wurden die Runensteine dort aufgestellt. Im Jahre 1985 kam der große Sigtrygg-Stein zusammen mit den anderen Runensteinen in das Wikinger-Museum Haithabu. An dem Fundort des Steines wurde inzwischen eine originalgetreue Kopie aufgestellt.

Die Inschrift des großen Sigtrygg-Steines ist in schwedisch-norwegischen Runen geritzt, die auch abweichende, wahrscheinlich dänische Sonderformen von Runen aufweist. Die erste Zeile der in großen und groben Zeichen eingehauenen Inschrift steht auf der Vorderseite, die zweite läuft über die Stirn auf die Rückseite, die dritte steht rechts neben der ersten auf der Vorderseite, die vierte, in kleineren Runen, steht links von der ersten, halb auf die Seitenfläche des Steines gewendet. 

Die Aufstellung von Runensteinen an Furten lässt sich auch an anderen Stellen Nordeuropas beobachten, und das hängt offenbar mit der Bedeutung dieser Steine zusammen. Sie standen ja nicht als Grabsteine in der beschaulichen Ruhe abseits gelegener Friedhöfe, sondern hatten die Aufgabe, die Erinnerung an die Menschen wachzuhalten, zu deren Ruhm sie errichtet waren. Das aber wurde am besten erreicht, wenn man für die Aufstellung solche Orte wählte, die häufig von Menschen besucht wurden. Deshalb stehen solche Steine entweder am Rande von großen Straßen, wie es auch das alte Sittengedicht  der Edda beschreibt. (... nicht steht ein Denkstein an der Straße Rand wenn ihn ein Gesippe nicht setzt...), oder an alten Furtstellen, an denen sich der Verkehr über Niederungen, Flüsse oder Seen auf einen Punkt konzentrierte. So wird wahrscheinlich auch der große Sigtrygg-Stein ursprünglich an der Furt gestanden haben.