20 - Sjørring Vold - Letztes Update 26.11.2022
Navidaten: 56.95040 8.58564 oder: Vorupørvej 60, 7700 Thisted |
Im Rahmen meiner 2022er Wikingertour nahm ich mir mal wieder die Zeit und war am Mittwoch, 01.06.2022, vor Ort. Dies war erst mein zweiter Besuch überhaupt. Das erste Mal war ich am Dienstag, 21.08.1990, hier gewesen. Siehe das einfache Foto im linken Frame. Wie die Zeit vergeht! Mehr als 30 Jahre her! Diesmal habe ich mir Zeit lassen können und etliche Fotos gemacht.
Von
Ole Worm
(*13.05.1588 - †31.08.1654, Arzt, Universalgelehrter und der Begründer der
Runologie)
Als Antwort darauf gab
der damalige, örtliche Pastor Janus Spendius am 22.
November 1638 einen
Bericht
ab, in dem er
die Bezeichnung "Siøring valdt"
verwendete (Indberetninger
fra Præsterne i Aalborg Stift 1638 –
gesammelt von Hans Knudsen, Samlinger til jydsk
historie og topografie, udgivne af det jyske Historisk-Topografiske Selskab, 4.
Række, I. Bind, Kopenhagen, 1911-14
Der Ortsname
Sjørring taucht
aber auch schon in mittelalterlichen Handschriften auf, allerdings in den sonderbarsten
Schreibweisen. In einer Quelle von 1231, dem "Kong
Valdemars Jordebog" (Eine Auflistung königlicher Ländereien) wird von Syroændae gesprochen,
und in der isländischen
Knytlinga Saga von
etwa 1250 wird der Ort Sævarenda genannt.
Entsprechende Seite aus "Kong Valdemars Jordbog" - rote Umrandung bei "Syroændae" von mir eingefügt (Gemeinfrei) - Eine Übersetzung - allerdings nur ins Dänische - findet sich hier.
Das Wort "Sjørring" bedeutet am Ende des Sees, denn der Ort lag ehemaligs direkt neben dem Sjøring See - der jedoch, wie auch der südlich gelegene Sperring See - in den Jahren 1860-76 trockengelegt wurde. Die Durchführung wurde von Hauptmann J.C.H.C. Jagd (Schulleiter, Hauptmann, Erfinder, Unternehmer, Gutsbesitzer, Politiker, Landrat, Zeitschriftenverleger) veranlasst, der darüber 850 ha Land der landwirtschaftlichen Nutzung - vorwiegend der Schweinezucht - zuführen konnte.
Dieser Ausschnitt einer Karte von 1816 mit dem Titel "Sjøring Sogn" zeigt zu "1" den Sjørring Volde und im Sperring See eine weitere Burg-/Wallanlage zu "2" - beide Seen existieren heute nicht mehr.
Karte stammt aus dem Internet von der dänischen Behörde "Styrelsen for Dataforsyning og Effektivisering" - Download 06.03.2022 - freie Verwendung erlaubt - hier abgerufen.
Warum haben sich nun die isländischen Schreiber für diesen Fleck auf der Karte von Thy interessiert? Die Knytlinga Saga erzählt, dass Knut IV. der Heilige (1080-1086 König von Dänemark) Zuflucht auf seinem Königshof „Sævarenda“ suchte, als die Bevölkerung in Nordjütland 1086 gegen ihn aufstand. Dagegen sprechen andere zeitgenössische Chronisten davon, dass sich Knut IV. der Heilige vielmehr zur Aggersborg zurückzog.
Es steht jedoch fest, dass Sjørring
Volde am
Ende der Wikingerzeit eine königliche
Burg war. Später, jedenfalls im 14. Jahrhundert, kam
Sjørring Volde in
private Hand.
Erst mit Datum 08. September 1885 wurde die Anlage dann aber erstmals unter Schutz gestellt. Dies war von dem neuen Eigentümer, Johannes Nyboe, aus freien Stücken erklärt worden. Er übertrug das Areal dem Staat und die Aufsicht der Altertümerbehörde in Kopenhagen. Dazu gab es in der wichtigen und ältesten dänischen Tageszeitung "Berlingske Tidende" einen Beitrag, der auch in der Zeitung "Thisted Amts Tidene", Ausgabe vom 12. September 1885, wiedergegeben wurde. Darin wird Herr Nyboe ausdrücklich für sein Engagement und die großzügige Geste gelobt:
Am 01. April 1970 erwarb das Kulturministerium das Gelände. Heute gehört es der Forst- und Naturbehörde (Skov- og Naturstyrelsen).
Die
Wallanlage ist noch eine deutliche Erinnerung an den Hof des Wikingerkönigs und
gilt zugleich als eine von
Dänemarks
bestbewahrten Burganlagen aus dem frühen Mittelalter. Schon die Erscheinung des
quadratischen Mittelplateaus mit seinen 40 m Seitenlänge imponiert. Dazu kommt
ein Anstieg vom Boden des umlaufenden Wallgrabens bis zum Rand des Plateaus von
7,50 m. Ursprünglich lag diese Befestigung auf einer Landzunge eines jetzt
trockengelegten Sees.
Die
gesamte Anlage wurde mehrere Male vermessen. Das erste Mal für die Veröffentlichung
in „Pontoppidans Danske Atlas“ von 1769
(siehe unten) und zuletzt im Jahre
1957.
Bei
einer Ausgrabung in den Jahren
1945/46, die vom Nationalmuseum in Kopenhagen
unter der Leitung von Archtiekt C. G. Schultz durchgeführt
wurde, konnten Reste einer Holzbrücke nachgewiesen werden, die die westliche Wallseite
mit dem Plateau verband. Ferner fanden sich südlich der Wallanlage Waffen und
Geräte aus der Wikingerzeit und dem
Mittelalter. Es lässt sich jedoch nicht mit Sicherheit sagen, ob zwischen den
Funden und der Wallanlage ein Zusammenhang besteht.
Die
Kombination von Hügel, Gräben und Wällen wird unter Fachleuten eine „Motte“
genannt, nach einem französischen Wort für eine Höhe oder ein Plateau. Oft
war die Motte mit einem palisadenumgebenen Holzturm versehen, einer sogenannten Warth.
Eine besonders deutliche Wiedergabe einer Motte befindet sich auf dem berühmten Teppich von Bayeux, dessen Hauptthema die normannische Eroberung Englands 1066 unter Führung von Wilhelm dem Eroberer ist.
Quelle: Myrabella - Wikimedia Commons - abgerufen: 08.12.2021 - Lizenz Public Domain
Erik Pontoppidan (der Jüngere, *03.09.1698 - †20.12.1764) hat in seinem Buch von 1739 "Marmora Danica selectiora sive Inscriptionum" auf der S. 348 einen kurzen Eintrag zu "Siøring Volde" bzw. "Siöring Vold".
In seinem weiteren Werk von 1769
"Den
Danske Atlas"
-
Übersetzung:
Eine Zeichnung von Søren Abildgaard (*18.02.1718 - †02.07.1791, Zeichner, Kupferstecher und Geologe) aus dem Jahre 1767 mit den Maßen 25 x 38 cm zeigt den Grundriss der Burganlage.
Quelle: Digitale Sammlung Nationalmuseum Kopenhagen - Lizenz: CC-BY-SA - Unveränderte Wiedergabe
Der Text unterhalb der Zeichnung:
"A er den ophøjede Plan, hvor Slottet fordum har staaet, samme er 30 Skrit i Diameter, men Grundvolden af den ganske Ophøjning, der indbefattes, saa vel af Planen som dens skraa nedgaaende Sider a a a ned til Graven er 60 Skrit i Diameter, Graven C C C imellem bemeldte Ophøining og Volden er 18 Skrit breed, den yderste Vold B B B B er 12 Skrit breed i sin Grund-Plan, samme er ligesom den i Midten liggende Ophøining A 24 Fod høj, ved D, E, F, er Volden giennemskaaren, hvor der har været Udkiørsel og Broer fra det gamle Slot. Saa vel i Graven som rundt om den yderste Vold skal tilforn have været Vand, men nu er det allevegne tørt og tilgroet. Paa Vestlig Side grændser denne Borg til Siøring Søe".
Übersetzung: "A ist der erhöhte Platz, wo früher die Burg gestanden hat, derselbe hat 30 Schritt im Durchmesser, aber das Fundament der gesamten Erhöhung, das es umfasst, mit den schräg abfallenden Seiten a a a bis zum Graben, beträgt 60 Schritt im Durchmesser, der Graben C C C zwischen der Erhöhung und dem äußeren Wall ist 18 Schritt breit, der äußere Wall B B B B ist in seinem Grundriss 12 Schritt breit, er ist wie die Erhöhung in der Mitte A 24 Fuß hoch (Anm.: 31,38 cm x 24 = ca. 7,50 m), bei D, E, F, ist der Wall durchschnitten, wo es Ausgänge und Brücken von der alten Burg her gegeben hat. Sowohl im Graben als auch um die äußersten Wälle herum muss es vorher Wasser gegeben haben, aber jetzt ist es überall trocken und überwuchert. Auf der Westseite grenzt dieses Schloss an den Siøring See."
In der digitalen Sammlung des Nationalmuseums Kopenhagen finden sich zwei weitere Planzeichnungen. Die ältere von E. Sørensen aus dem Jahr 1825 (Original 34 x 57 cm).
Die zweite
Zeichnung stammt wohl aus der Feder von
Rasmus Henrik Kruse
(*07.08.1796 - †30.05.1877, Landschaftsmaler)
Allerdings sieht mir das so aus, als ob die beiden Planzeichnungen auf dem einen Blatt nur Kopien der Originale sind, die sich in seinem handschriftlichen Manuskript "Nørre Jyllands Mærkværdigheder i det 19. Aarh. Hs. Bd 1-2 (med) Tillæg 1-2" befinden. Im 1. Band hat Kruse neben den beiden Zeichnungen - die aber von 1841 sind - auch handschriftlichen Text auf den Seiten 21-24 vermerkt - siehe unten.
Diese wunderschöne
Gouache
von
Rasmus Henrik Kruse
(*07.08.1796 - †30.05.1877, Landschaftsmaler)
Inzwischen habe ich dieses 4-bändige Werk von Rasmus Henrik Kruse bei meinem Studientripp nach Kopenhagen am Dienstag, 27.09.2022 in meinen Händen halten dürfen.
Die handschriftlichen Aufzeichnungen, die Gouache und eine weitere Skizze zu der Burganlage befinden sich im Band 1, ab S. 21ff.
Aus dem Jahr 1848 stammt diese Karte die sich als Tafel II in dem Artrikel "Sjøringvoldes Beskrivelse og Historie" - von A. C. Fabricius - Antiquarisk Tidsskrift 1847 - S. 181-192 - befindet.
Bei meinen Internetrecherchen zu Sjørring Vold fand ich heute - 08.12.2021 - in der digitalen Sammlung der Königlichen Bibliothek zu Kopenhagen eine weitere Planzeichnung in "Dr. I. G. Burman Beckers antiqvarisk-topografiske Samling". Dieser Dr. G. Burman Becker (*26.4.1802 - †6.10.1880) war Apother und historischer Sammler.
Darauf ist unter der oberen Zeichnung der folgende handschriftliche Text vermerkt: "Profil af Siörring Volde i Thÿe" - Unter der mittleren Skizze steht in der 1. Zeile: "Grundrids af Siörring Volde i Thÿe" - in der 2. und 3. Zeile: "Borgpladsen 190 Skridt i Omkreds, 22 Skridt foroven i Tvermaal. Den nordlige Vold 12 Alen høi, 12 Skridt bred foroven" - Am unteren Bildrand steht: "Sidste Levning af Hindsgavl 1849"
Lizenz Public Domain - Unveränderte Wiedergabe
Sophus Müller (*24.05.1846 - †23.02.1934, dänischer Prähistoriker) hat in seinem Buch Nordische Altertumskunde - Übersetzung. Dr. Otto Luitpold Jiriczek., Karl J. Trübner Verlag, Straßburg 1898. Bd. II, S. 243, diese Zeichnung - Künstler unbekannt / signiert mit "F.H.fot" - wiedergegeben. Ich habe davon einen Scan aus der in meinem Besitz befindlichen Ausgabe für die Wiedergabe hier gefertigt.
Viele Jahre lang wurde auch ein großes Schützen- und Turnerfest bei Sjørring Volde abgehalten. Dazu wurde in der Zeitung "Thisted Amts Tidende" mehrfach eingeladen, so auch in der Ausgabe vom 01. Juli 1908 - siehe unten.
Das Fest fand dann bei bestem Wetter mit zahlreichen Besuchern statt, wie danach in den Zeitungen berichtet wurde. Außerdem fanden Mitte der 1960er Jahre auch z.B. Pop Konzerte und Tanzveranstaltungen der regionalen Gruppe "The Others" am Sjørring Volde statt.
Google StreetView Ansicht - Screenshot vom 29.08.2021
Über diese Webseite wird n
Die Informationen in "Fund og Fortidsminder" zu der Burganlage finden sich hier.
Auf der Webseite von "1001 fortaellinger om Danmark" findet sich auch eine Eintrag zum Sjørring Volde mit Infos in dänischer Sprache und einigen Fotos. Darin ein sw Luftfoto von 1957 von Hans Stiesdal.
Literaturhinweise:
Physisk, oeconomisk og topographisk Beskrivelse over Thye beliggende i Thisted Amt, Aalborg Stift - Knud Aagaard, 1802, Anmerkung zu "Sjøring Volde" - S. 146ff. (ab S. 157 in der pdf-Datei)
Sjøringvoldes Beskrivelse og Historie (mit Tafel II) - von A. C. Fabricius - Antiquarisk Tidsskrift 1847 - S. 181-192
Sjørring Volde - P. L. Hald - aus: Historisk Årbog for Thisted amt 1921, side 287-294
Idrætten og dens Udvikling - af Redaktør Holger Hebsgaard - Landet mod Nordvest - Band 2 - 1947 - S. 291-306 (Beitrag der u.a. die Sportfeste am Sjørring Vold behandelt).
Sjørring Volde og Rasmus Henrik Kruse - Jytte Nielsen - aus: Historisk Årbog for Thy og Vester Hanherred 1993, S. 7-8
Borgen i Sjørring - Anne-Louise Haack Olsen - aus: Historisk Årbog for Thy og Vester Hanherred, 1999, S. 9-18