26 - Lindholm Høje - Letztes Update 29.10.2024
Navidaten: 57.07825 9.91007 oder: Vendilavej 11, 9400 Nørresundby |
Aktuelle Infos zum Museum vor Ort - Öffnungszeiten / Eintrittspreise / usw. - finden sich hier.
Im Rahmen meiner 2022er Wikingertour war ich am Donnerstag, 02.06.2022, mal wieder in Lindholm Høje. Das Museum habe ich leider auslassen müssen und konnte bei unschönem Wetter nur über das weitläufige Areal streifen. Dabei habe ich diese Fotos gemacht.
Einige Fotos habe ich mit dem iPhone 12 Pro am ausgefahrenen Selfiestick von oben gemacht. Die Fotos mit meiner Canon EOS 70D sind dagegen nahezu alle unbrauchbar, die hatte vorher schon Probleme mit dem Einstellrad. :-(
In meinen Unterlagen konnte ich recherchieren, dass ich zuvor bereits fünfmal auf Lindholm Høje war - Dienstag, 02.08.1988 / Samstag, 17.08.1991 / Montag 27.06.1994 - erstmals im neuen Museum / Samstag, 01.07.2000 und am Freitag 23.08.2013.
Über diese Webseite wird n
31.08.2021 - Inzwischen kann man via "Google StreetView" von zu Hause aus am PC durch das Gelände von Lindholm Høje spazieren und sich alles in Ruhe anschauen.
Lindholm
Høje gehört zu den bedeutendsten
Denkmälern aus dem letzten Abschnitt der vorgeschichtlichen Zeit Dänemarks. Außerordentlich
eindrucksvoll ist das Gräberfeld mit
fast 700 Gräbern, von den die meisten mit dreieckigen, ovalen oder schiffsförmigen
Steinsetzungen markiert sind.
Der Bezirksarzt Møller bat 1889 im Namen der Witwe Lange das Nationalmuseum, die Steinkreise zu untersuchen, die sich auf Frau Langes Feld auf Lindholm Høje befanden. Kristian Bahnson (*12.05.1855 - †10.01.1897, Ethnograf)
Bildquelle: Slægten Bahnson S. 55 - Lizenz: CC-BY-SA
nahm deshalb eine erste Ausgrabung vor und fand dabei zwei schiffsförmige Steinsetzungen und einen Steinkreis. Die Amateurarchäologin und Tanzlehrerin Augusta Zangenberg (*10.10.1846 - †08.12.1915)
Bildquelle: Wikipedia - Lizenz: Public Domain
suchte
dann 1896 das Gelände mit einer Stahlstange ab. Mit dieser Methode stieß sie
durch die Flugsandschicht auf mehrere Steine. Durch ihre Ausgrabungen wurden
einzelne Steinsetzungen zutage gefördert. Die vorgeschichtlichen Gegenstände,
die sie fand, schickte sie an das
Nationalmuseum
und bat gleichzeitig
eindringlich um eine archäologische Untersuchung des
Hügelgebietes („Die
Sandschicht über den Steinen, auf die ich mit meinem Suchgerät einer dünnen
Stahlstange stieß, ist hier ca. 4 Fuß dick“. - Zitat aus diesem Brief).
Zu
dieser Zeit konnte man sich jedoch nicht für eine Untersuchung des Areals
durchringen. Die aufgedeckten Steine wurden kurz danach entfernt, um zerschlagen
als Wegmaterial genutzt zu werden.
1898
wurde dann in der „Aalborg Stiftszeitung
Lindholm
Høje“
ein Stück Land mit zahlreichen und seltenen Altertumsdenkmälern zum Verkauf
angeboten. Glücklicherweise wurde das Areal vom dänisch-argentinischen
Plantagenbesitzer A.F. Lassen erworben,
der damit die weitere Zerstörung der dort befindlichen vorgeschichtlichen
Denkmale verhindern wollte. 1901 übergab er
Lindholm
Høje an die
Nørresundby Kommune
unter der Bedingung, dass das Gebiet der Öffentlichkeit frei zugänglich sein
und eine eventuelle archäologische Untersuchung vom
Nationalmuseum
geleitet
werden sollte.
1937 versuchte der damalige Direktor des Aalborg Historiske Museum, Peter Riismøller (*14.03.1905 – †28.11.1973, Archäologe)
Bildquelle: Fotografie um 1970 - KUML 1969 - Lizenz: CC-BY-SA
vergeblich,
dass eine Untersuchung auf
Lindholm
Høje durchgeführt
wird.
1951 untersuchte Oscar Marseen (*23.08.1915 - †?, Archäologe), später Inspektor des Aalborg Historiske Museum, die Hügel mit einer Stahlsonde. Hierbei gewann er zum erstenmal den Eindruck von der Vielzahl der Gräber unter der Sandschicht. Anlass zur Untersuchung gaben Beobachtungen von vielen Steinen und Brandgräbern, die in Laufgräben gemacht wurden, welche deutsche Besatzungstruppen während des 2. Weltkriegs im Gelände angelegt hatten.
In
den Jahren 1952-58 fand endlich eine großangelegte Ausgrabung des
Hügelgebietes
Lindholm
Høje unter
der Leitung von
Thorkild
Louison Ramskou (*25.07.1915 -
†25.04.1985, Archäologe) vom
Nationalmuseum
in
Kopenhagen in Zusammenarbeit mit dem Aalborg Historiske
Museum statt.
Die vorgeschichtlichen Funde wurden dann auch diesem Museum übergeben.
1989 feierte die Zementfabrik Aalborg Portland ihr 100-jähriges Jubiläum und stiftete der Gemeinde Aalborg ein neues Museumsgebäude auf Lindholm Høje. 1992 konnte dann die Ausstellung im neuen Museum eröffnet werden.
Lindholm
Høje, eine große Moräne, wurde am
Ende der Wikingerzeit von einer
bis
4 m hohen Flugsandschicht bedeckt und schützte dadurch jahrhundertelang
die vorgeschichtlichen Denkmäler. Um den Sand während der Ausgrabung abtransportieren
zu können, wurde extra eine Feldbahn gebaut. Man ging aber trotzdem behutsam zu
Werke und entfernte den Sand vorsichtig mit Handschaufeln. Bisweilen wurde der
Sand gesiebt, damit auch ganz kleine Fundstücke nicht übersehen wurden.
Das
Gräberfeld
Etwa
700 Gräber wurden untersucht. Es sind dies meistens Brandgräber mit oder ohne
Steinsetzungen, die Dreiecke, Vierecke, Kreise, Ovale und schiffsförmige
Figuren bilden. Die letzteren sind die jüngsten und aus der eigentlichen
Wikingerzeit, während die Dreiecke die ältesten sind.
Außerdem
fand man eine geringe Anzahl von Skelettgräbern mit kreuzförmigen Fibeln des
6. Jahrhunderts.
Innerhalb einer Steinsetzung wurde nur je eine Brandbestattung vorgefunden, welche der Rest eines Scheiterhaufens ist. Im Durchmesser war sie ungefähr 1 m, und normalerweise lag diese Brandschicht in der Mitte der Steinsetzungen.
Mehr
oder wenig verschmolzen wurden in einem solchen Brandgrab gefunden:
Bronzeschmuck, Glasperlen, Eisenmesser, Wetzsteine, Spinnwirtel, Spielfiguren,
Beschläge für Holzkästchen und Knochen von Hund, Schaf, Pferd oder Rind.
In
weitem Umfang waren auch Tongefäße -
die in keinem Fall auf dem Scheiterhaufen gewesen
waren - in die Brandschichten niedergelegt.
Die
Länge der Schiffssetzungen liegt
bei maximal 8 m - von einer 23 m langen Ausnahme abgesehen. Einige der Dreiecke
sind dadurch bemerkenswert, weil zwischen den drei Ecksteinen aus Granit kleine
weiße Feuersteine angebracht waren.
Diese hat man zweifellos anderswo gefunden, und zwar in irgendeiner
Kreideablagerung, da an den Oberflächen überall eine dicke Kreidekruste
haftet.
Obwohl
nur wenige gut erhaltene Beigaben in den Brandschichten gefunden wurden, wäre
es durchaus fehlerhaft, diese Erscheinung als Ausdruck einer armen Zeit zu
deuten. Vieles ist ganz und gar verschmolzen oder völlig durch das Feuer zerstört.
Unter den vorgefundenen Beigaben müssten erwähnt werden: Fragmente mehrerer
Schnabelfibeln aus dem 7.
Jahrhundert, eine gut erhaltene Vogelfibel aus
dem 8. Jahrhundert und Fragmente schalenförmiger Schnallen etwa aus dem
9.
Jahrhundert.
In einer ovalen Steinsetzung wurde - zusammen mit ca. 150 Glasperlen und einem Bronzearmband mit Stempelornamentik aus der Zeit um 800 - ein Messerstiel aus Knochen mit einer Runenritzung gefunden. Auf einer Seite stand eine zweiteilige Runeninschrift. Aufgrund der unterschiedlichen Runenformen geht man davon aus, dass sie vermutlich nicht von der gleichen Person geritzt wurden. Der erste Inschriftteil lässt sich nicht deuten, während der andere Teil davon berichtet, dass eine Person den Messerstiel poliert hat. Es ist dies der einzigste Gegenstand mit Runen, der sich auf dem ganzen Grabplatz fand.
Bildquelle: Digitale Sammlung des Nationalmuseums Kopenhagen - Foto: Erik Moltke - Lizenz: CC-BY-SA
30
Skelettgräber aus dem 10.
Jahrhundert - ganz oben in der Sandschicht zum Vorschein gekommen - deuten einen
einsetzenden christlichen Einfluss auf die Grabsitten an, aber noch waren alle
mit Beigaben ausgestattet. In einem Grab fand
man - zusammen mit 2 Glasperlen -
einen kleinen Thorshammer aus
Bernstein, ein zweifellos heidnisches Amulett.
In
einem anderen Grab wurden 5 kufische
Silbermünzen gefunden. Dies sind
arabische Münzen, die als kufische Münzen bezeichnet werden, da die Schrift
auf den Münzen ihren Namen von der
Stadt Kufah in
Mesopotamien erhielt. Von diesen Münzen
waren 4 zerschnitten.
Das
Vorkommen solcher Münzen -
sogenanntes
Hacksilber - beruht auf dem System des Zahlens in Gewichtsilber,
d.h. es war das Gewicht maßgebend und nicht der der Münze zugedachte
Wert. Bei diesem Verfahren musste man das Silber teilweise in kleine Stücke
zerhacken, um die wohl häufig notwendigen kleinen Beträge zu erreichen. Eine
der gefundenen Münzen war um 920 in
Taschkent geprägt.
Die
Siedlung
Nachdem
die Ausgrabungen des Gräberfeldes abgeschlossen waren, verlegte man die
Untersuchungen zum Gelände nördlich desselben, wo früher durch die Suchgräben
u.a. 5 Brunnen gefunden wurden.
Hier lag die mit dem Gräberfeld gleichzeitige Siedlung, deren endgültige Ausbreitung noch nicht bekannt ist, die aber eine Fläche von mehreren Morgen umfasst.
Dort
konnte u.a. eine Weg oder eine Straße - Nordost-Südwest verlaufend - mit hölzerner
Pflasterung erfasst werden. An den beiden Seiten dieser Straße - ja, tatsächlich
über die ganze Fläche hin - wurden zahlreiche Herde und Gruben zum Kochen und
eine Unmenge von Pfostenlöchern gefunden. Es ist nicht möglich alle Pfostenlöcher
zu deuten, aber viele ergeben einwandfrei die Grundrisse großer rechtwinkliger
oder ovaler Häuser.
Außerdem
fand man die Bodenspuren von 20 in die Erde eingetieften Hütten. Sie stehen
etwa ½ m tief in der Erde und bieten Grundrisse von etwa 3 - 5 m Länge und 2 -
3 m Breite mit abgerundeten Ecken. Diese sogenannten Grubenhäuser liegen
in Ost-West-Richtung. An jeder Schmalseite, dicht am Rande war immer ein sehr
tiefes und solides Pfostenloch. Diese beiden Endpfosten haben den Tragbalken
eines zeltförmigen Daches unterstützt.
In den meisten von diesen Grubenhäusern fanden sich Spinnwirtel und Webgewichte - außer Tonscherben aus der germanischen Eisenzeit - in einigen bis zu 30 Webgewichten aus unverbranntem Ton, d.h. sie sind als Webkammern genutzt worden.
Grubenhäuser zu
diesem Zweck sind auch sonst nicht unbekannt. Unter
Aggersborg,
einer wikingerzeitlichen Burg am
Limfjord,
kam dieselbe Erscheinung vor.
Die
Webkammern auf
Lindholm
Høje haben
den folgenden wichtigen Zug mit denen unter
Aggersborg, aber auch mit anderen
aus dem frühen Mittelalter bei Warendorf in
Westfalen, gemeinsam: sie sind
zwischen großen gleichzeitigen Pfostenbauten angelegt.
Wie
schon früher dargestellt versandete das Gräberfeld. Dies geschah etwa in den
Jahren 950 - 1000 n. Chr., und danach verschob oder verbreiterte sich die
Siedlung darüber hinaus. Hier
wurden die Bodenspuren von etwa 15 Häusern untersucht, u.a. von einem großen
Viereckhof. Außerdem gab es einige kleine Wirtschaftsgebäude und eine
Badestube. Drei der Häuser waren oval, die übrigen rechtwinklig. Dazwischen
wurden allerlei Gruben angetroffen, und aus den Grubenfüllungen konnte u.a.
eine schön erhaltene silberne Brosche im Urnesstil aus der Mitte des 11.
Jahrhunderts geborgen werden.
Innerhalb
und außerhalb der Hausgrundrisse fand man hier 14 dänische, deutsche und
englische Silbermünzen. Die älteste prägte
Knud der Große (1018-1035)
in Huntington, die jüngste
Wilhelm
der Eroberer 1087. Eine andere war
in Aalborg von
Hardeknud (1035-1042)
geprägt worden.
Südwärts
schloss ein natürlicher Abhang das
Gräberfeld ab. Im Sommer 1956 wurde
die Untersuchung zu dem Areal süd-östlich des Gräberfeldes verlegt. Hier
wurde in den sandigen Schichten, etwa 25 cm über der ursprünglichen
Humusoberfläche ein kleiner rechtwinkliger Hausgrundriss abgedeckt, und dort
wurde eine Silbermünze gefunden, die während der Zeit von
Kaiser Konrad II. -
zwischen 1036 und 1039 - geprägt war.
Nachdem
der Sand darunter weiter entfernt wurde, kam die ursprüngliche Humusoberfläche
zum Vorschein, und zwar erschien diese in der Form eines riesigen Waschbrettes.
Zum erstem Mal war es gelungen, einen Acker aus der
Wikingerzeit freizulegen.
Jede Furche trat genau so deutlich hervor wie an dem Tage, als der Flugsand die
Furchen derartig bedeckte, dass jede weitere Bebauung hier unmöglich wurde. Das
waschbrettartige Aussehen rührte davon her, dass man drei oder vier gewöhnliche
Furchen zusammengepflügt hat. Dabei sind dicht aneinander liegende „Hochäcker“
entstanden, lange Beete von 0,75 cm bis 1,25 m Breite und bis zu 0,25 m hoch.
Quer über den Acker hinweg waren noch die Fahrrinnen der letzten Fahrt des
Wikingerbauerns erkennbar.
Eine
Datierung ergibt sich durch die Münze (1036-1039),
die innerhalb des Hausgrundrisses im Sande über dem Acker gefunden wurde.
Oscar Marseen, der die Ausgrabung vornahm,
schilderte die Auffindesituation wie folgt:
„Es lässt sich nicht leugnen, dass dieser Acker mit den angehäuften Beeten von allem, was in Lindholm Høje an den Tag gekommen ist, unserem Herzen am nächsten steht. Als wir die Wagenspuren und den Abdruck eines Pferdehufes sahen, hatten wir das Gefühl, dass wir, falls wir uns beeilten, das Hinterbrett der Karre des Wikingerbauern noch in den Wald würden verschwinden sehen können“.
Den Eintrag zu Lindholm Høje in "Fund og Fortidsminder" findet man hier.
Literaturhinweise:
Skibssætninger i Danmark - H.C. Broholm - Fra Nationalmuseets Arbejsmark - 1937 - S. 11-26
Schiffsetzungen - Torsten Capelle - Prähistorische Zeitschrift - 1986 - S. 1-62 mit 5 Tafeln