69 - Kolind - Letztes Update 15.12.2024
Listennummer : DR 108 / DK MJy 42
Navidaten: 56.36175 10.59123 oder: Kapelvej 1, 8560 Kolind |
Transliteration: tusti : risþi : stin | þąnsi : ift : tufa : is | uarþ (:) tuþr : ustr : burþu|r : sin : smiþr : ąsuiþaR
Dieser Stein wurde im Jahre 1868 von Kaplan Erik Begtrup Holst (*16.11.1833 - †16.01.1871, zw. 1861-71 Pfarrer in Lyngby und Albøge)
Bildquelle:
Trøst-Hansens sognekort -
Nr.
3140 -
Lizenz:
Public Domain
entdeckt;
als Türschwelle zwischen
Waffenhaus und der
Kirche
Kolind liegend (Die Lyngby Kirche liegt ca. 10 km
östlich davon). Im Nationalarchiv in
Kopenhagen befindet sich eine undatierte, anonyme Zeichnung
mit der Bermerkung "Opdaget 1868" bewahrt, die
Kaplan Erik
Begtrup Holst
zugeschrieben wird und die wohl mit seiner schriftlichen Fundanmeldung per Brief
an
Jens Jacob Asmussen Worsaae
(*14.03.1821 - †15.08.1885, dänischer Archäologe und Vorgeschichtler. Er
zählt zu den Wegbereitern der prähistorischen Archäologie)
Bildquelle: Fotografie
zw. 1863-1900 von Fotograf Budtz Müller
(*26.12.1837 -
†30.12.1884) -
Det Kgl. Biblioteks billedsamling - Lizenz:
Public Domain
Außerdem existiert ein
mit dem Datum 19.12.1869
versehener Brief von
Kaplan Erik
Begtrup Holst an
Fotografie
zw. 1863-1900 von
Fotograf Budtz Müller (*26.12.1837 -
†30.12.1884) -
Det Kgl. Biblioteks billedsamling - Lizenz:
Public Domain
dem wohl ebenfalls eine Zeichnung beigefügt war. Dessen Nachlass (Bezeichnet als: P. G. Thorsens optegnelser, tegninger m.m. vedrørende runer og runemindesmærker - überführt aus der Kopenhagener Universitätsbibliothek 1929 - Gemäß Ministerialschreiben vom 04.03.1929; früher benannt als Additamenta 612 kvart) - findet sich heutzutage in der Königlichen Bibliothek unter NKS 3296 kvart (in mehreren einzelnen Pappschachteln). In der Pappschachtel mit der Nummer 6 fand ich bei meinem Aufenthalt am 28.09.2022 die Zeichnung und den Brief, wovon ich diese Fotografien anfertigen durfte.
Die Zeichnung weist im oberen rechten Eck den (wohl von P. G. Thorsen angebrachten) Vermerk "22.12.69 fra E. Holst" auf. Der Brief mit der Zeichnung ging offenbar am 22.12.1869 bei Prof. P. G. Thorsen ein, was er mit Bleistift auf dem ersten Blatt des Briefes vermerkte.
Der Runenstein ist in mehrfacher Hinsicht interessant. Oberhalb der Inschrift sind die Reste eines doppelten Spiralornaments erkennbar. Die obere rechte Ecke des Steins ist leider abgeplatzt. Die Inschrift ist darüber nicht beschädigt, einige Verzierungen sind jedoch verloren gegangen. Die Inschrift hat einen Verlauf nach dem sogenannten Bustrophedon (Zeilenweise abwechselnde Schreibweise "hin und her wie ein Ochse beim Pflügen). Die Inschrift verläuft nämlich von links unten nach oben, die zweite Zeile wird von oben nach unten, die dritte Zeile wird wie die erste von unten nach oben und die vierte Zeile wieder von oben nach unten gelesen. Es wurde diskutiert, ob sich smiðr ÁsviðaR auf den Steinerrichter/Runenritzer (sogenanntes Umrahmungsprinzip, siehe Danmarks Runeindskrifter, Text, Spalte 873-4) oder auf den Verstorbenen bezieht, wobei man normalerweise den Akkusativ smið erwartet hätte. Freie Appositionen im Nominativ kommen jedoch durchaus vor (vgl. Nielsen, Karl Martin (1907-1987) - Omramning eller fri apposition i runeindskrifter - Arkiv för nordisk filologi. 60 - Lund - 1945 - S.73-91).
Ferner ist es der einzige dänische Runenstein , der eine Fahrt nach Osten unmittelbar erwähnt.
Bildquelle: Fotograf
Erik Moltke
-
Digitale
Sammlung Nationalmuseum Kopenhagen - Lizenz:
CC-BY-SA
In den beiden großen dänischen Runenwerken wird der Stein natürlich ausführlich abgehandelt.
P. G. Thorsen
(*07.08.1811 - †06.05.1883, Bibliothekar, Runenforscher und Historiker)
Bildquelle: Fotografie
von 1903 von Fotograf Marius Christensen
(*24.06.1874 -
†25.06.1907) -
Det Kgl. Biblioteks billedsamling - Lizenz:
Public Domain
veröffentlicht.
In seinem im Jahr 1880 erschienenen Band II / Text macht er auf den Seiten 121-122 Ausführungen zu diesem Runenstein.
In seinem oben bereits erwähnten Nachlass fand ich bei meinem Besuch in der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen in der Pappschachtel mit der Nummer 17 auch noch diese tolle Zeichnung von Magnus Petersen, die er auf den 24.06.1870 datiert hat.
Ludv. F. A. Wimmer (*07.02.1839 - †29.04.1920, Philologe
und Runenforscher)
Bildquelle:
Fotografie zw. 1877-1900 von Fotograf Hansen & Weller
-
Det Kgl. Biblioteks billedsamling - Lizenz:
Public Domain
Bildquelle:
Wikipedia - Lizenz:
Public Domain
Auch hier wurde von Magnus Petersen (*04.09.1827 - †01.02.1917, Archäologischer Zeichner und Restaurator) eine Zeichnung aufgenommen, die ich hier wiedergeben möchte:
Ludv. F. A. Wimmer hat seine jahrelangen Aufzeichnungen der
"Kgl.
Bibliotek" in
Kopenhagen überlassen. Ein
Verzeichnis darüber wurde 1915 in Buchform herausgegeben
-
In seinen Unterlagen in der Königlichen Bibliothek befinden sich unter "III - Originaltegninger af de danske Runemindesmærker, udførte paa Undersøgelsesrejserne af Magn. Petersen og kontrollerede paa Stedet af Ludv. Wimmer, samt Prøvetryk af de paa Grundlag af de nævnte Tegninger, Aftryk o. s. v. til „De danske Runemindesmærker" udførte Afbildninger med Wimmers Rettelser"
zu dem Runenstein von Kolind unter der Nr. 15 Aufzeichnungen von 1877, wobei ich am 27.09.2022 diese Zeichnung von Magnus Petersen - datiert auf den 01.09.1877 - fotografieren durfte.
Erik Moltke (*04.04.1901 - †19.10.1984, Runologe, Historiker) hat dieses Foto am 02.08.1930 aufgenommen.
Digitale Sammlung Nationalmuseum Kopenhagen - Lizenz: CC-BY-SA
Im Vorfeld zu dem 2016 erschienenen Buch von Lisbeth M. Imer (*1973, Runologin am Nationalmuseum Kopenhagen) "Danmarks Runesten - en fortælling" reiste sie mit dem Fotografen Roberto Fortuna zur Bestandsaufnahme durch die Lande. Dieser hat die Runensteine mit Schräglicht aufgenommen und darüber wirklich herausragende Fotos erzielt. Diese Fotografie stammt aus dem März 2012.
Digitale Sammlung Nationalmuseum Kopenhagen - Lizenz: CC-BY-SA
Erstmals war ich am Samstag, 10.08.1991 in Kolind - siehe Foto linker Frame. Am Donnerstag, 25.08.2016, fand ich dann erneut den Weg nach Kolind. Leider war die Kirche verschlossen. Aber Dank der Infotafel, die an jeder Kirche in Dänemark Auskunft zum Priester, Küster usw. gibt, war es mir möglich den Küster (Graver) telefonisch vor Ort zu bitten. Nach anfänglichem Zögern - es war schon knapp 18 Uhr - kam er dann doch vor Ort - Besten Dank dafür! Die Fotos der Kirche / Runensteine habe ich hier:
Im Rahmen meiner 2022er Jütland Wikinger Tour war ich nun nochmals am Mittwoch, 15.06.2022, in Kolind um die Kirche zu besuchen. Dabei hatte ich ausführlich Zeit für diese Fotos gehabt.
Die dänische Runendatenbank im Internet hat hier Infos zu diesem Runenstein.
Der entsprechende Eintrag in "Fund og Fortidsminder" ist hier verlinkt. Darin ist inzwischen auch dieser Zustandsbericht aus 2018 des Steinrestaurators Leif Vognsen eingebunden.
Über diesen Link finden sich zu dem Runenstein Informationen des Forschungsprojektes "Runes" der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.
Über die Webseite "www.biopix-foto.de" findet sich über diesen Link ein hochauflösendes Foto des Steins mit rot eingefärbten Runen, was eine deutlich verbesserte Erkennbarkeit mit sich bringt.
Auf der Webseite von Jonas Lau Markussen findet sich dieser Eintrag zum Runenstein von Kolind mit einer Zeichnung der Inschrift/Ornamentik.